Mein wunderbares Erzgebirge: Outdoorparadies und Welterbe

Wenn es „Raachermannel naabelt“ und die „Walder hamisch rauschn“, ja dann bist du im Erzgebirge. Eine traumhaft schöne und herzliche Urlaubsregion. Sie liegt ganz im Süden Sachsens, zwischen Vogtland und Elbsandsteingebirge, an der Grenze zu Tschechien. Bekannt ist das Erzgebirge vor allem als Weihnachts-, Wander- und Wintersport-Paradies. Und noch mehr ist einzigartig – 850 Jahre Bergbaugeschichte haben ihre Spuren hinterlassen wie in keinem anderen Mittelgebirge. Eine Straße aus Silber? Aber ja, immer den Spuren des Edelmetalls lang. Und nicht nur die zahlreichen Stollen und Schächte, auch die prächtigen Bergparaden locken jedes Jahr tausende Besucher an. 2019 ernannte die UNESCO die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří zum Welterbe. Dieses Jahr lädt Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas zu großer Kunst und noch mehr Staunen. Die perfekte Zeit also, um das Erzgebirge zu entdecken Glück auf!

Auf den Höhenzügen blasen raue Kammwinde, man stapft durch dichte Wälder und romantische Flusstäler. Dann wieder überraschen Traumausblicke über Seen und Weiten wie in Kanada und Finnland. Ohne Übertreibung: Das Erzgebirge gehört zu den schönsten Wanderregionen Deutschlands. Die Berge meiner Kindheit hießen Fichtelberg, Bärenstein und Kohlhaukuppe. Diesen Winter erklommen wir den Geisingberg, stärkten uns mit Gräupcheneintopf in der Bergbaude (für schmale 3 Euro) und genossen vom Louisenturm die phänomenale Weitsicht. Viele Winter lang bin ich auf Langlauf-Skiern über den Kahleberg und immer gehörte eine Rast in der „Beerenhütte“ dazu. Familie Beer ist für Wintersportler ein großer Name – Vater Manfred, die Töchter Romy und Katja Beer waren allesamt Spitzenbiathleten. In ihrer „Beerenhütte“ kannst du sie treffen und dich mit Beerischer Bruschetta, Waffeln mit Beerengelee oder selbstgebackener Eierschecke belohnen.

Dann ist da noch das schönste Moor, dass ich je sah: das Georgenfelder Hochmoor. Und nirgendwo gibt es eine Uhrenstadt wie Glashütte, gleich zehn Firmen schaffen hier Präzision und Luxus „Made in Germany“. Uhren, die so viel kosten wie ein Kleinwagen oder gleich ein ganzes Haus. Das Deutsche Uhrenmuseums mittendrin – große Klasse, unbedingt eine Tour mitmachen!

In die Silberstadt Freiberg habe ich mich letztes Jahr neu verliebt. Was für eine zauberhafte mittelalterliche Altstadt, so liebevolle Lädchen, Bäcker und Cafés und auf Schloss Freudenstein funkeln die prächtigsten Minerale in der bombastischen Mineralienschau terra mineralia. Originell: Im Betten- und Schlafmuseum dreht sich alles um Frage: Wann, wo, worin, womit, mit wem?“ Hier wird mit historischen Schlafstätten und vielen Kleinexponaten die Geschichte des Schlafens mal näher unter die Lupe genommen.

Und ruckzuck ist man in Tschechien. Einkehr zu böhmischen Knödeln oder sächsischen Klitschern (Kartoffelpuffern)? Am besten beides. Die Gastfreundschaft ist auf beiden Seiten der Grenze unfassbar herzlich und unkompliziert und es schmeckt irre gut. Das Erzgebirge ist einfach das perfekte Urlaubsziel für Familien, Aktivurlauber und Genussmenschen.

Highlights und Hingucker

Ein Gebirge, zwei Länder: Das Erzgebirge verläuft durch Sachsen in Deutschland und Böhmen in Tschechien. Gipfel-König hierzulande ist der Fichtelberg mit 1.214 Metern, einst höchster Berg der DDR. Auf tschechischer Seite ist der Keilberg (Klínovec) mit 1.244 Metern der Riese.

Über 5.000 Kilometer Wanderwege: Der Kammweg Erzgebirge-Vogtland gehört zur 1. Liga der Weitwanderwege, den „Top Trails of Germany“. 17 Etappen, knapp 300 Kilometer, aber auch für kleine Tagestouren bestens geeignet. Im Winter ist die Kammloipe zwischen Johanngeorgenstadt und Schöneck (36 km) der Traum aller Langläufer.

Foto: TVE Photoron Ronny Küttner

Den Höhenrekord hält Oberwiesenthal – mit 914 Metern ist der Kurort die höchstgelegene Stadt Deutschlands. Im einstigen „St. Moritz der DDR“ kannst du bei einer Führung im Schanzen-Areal oder beim Gäste-Biathlon selbst mal in die Welt der Sportprofis reinschnuppern. Noch eindrucksvoller: die Tour „Auf den Spuren des Wintersports“. Sie führt entlang der 7 Skisprungschanzen, weiter über die Sommerrodelstrecke und Skiarena bis zur ehemaligen Rennrodelbahn (geführte Touren jeden Mittwoch von Mai bis Oktober).

Heiße Wohltat: Die Silber-Therme in Warmbad ist Sachsens wärmste Heilquelle. Drei Becken innen und außen, sechs Saunen. Kurzurlaub inklusive Eintritt in die Silber-Therme findest du hier.

17 + 5 = 1  Die UNESCO kürte die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří 2019 zum grenzüberschreitenden Welterbe. 17 Standorte befinden sich auf deutscher, 5 auf tschechischer Seite.

Die Silberstraße von Zwickau bis Dresden verbindet Zeitzeugen wie Besucherbergwerke, Sehenswürdigkeiten und touristischen Angebote und hält Brauchtum und Handwerkskunst lebendig.

Die coolsten Typen sind aus Holz geschnitzt: Nussknacker, Räuchermännchen & Co. In alter Kunsthandwerks-Tradition entstehen die filigransten Weihnachtsfiguren. Man darf dabei zuschauen oder sich selbst einmal versuchen, viele Schauwerkstätten laden zum Blick hinter die Kulissen. Allein in Seiffen, dem bekanntesten Weihnachtsort im Erzgebirge, fertigen über hundert Handwerksbetriebe das ganze Jahr über Holzspielzeug und Weihnachtsmännel, Pyramiden und Schwibbögen. Die meisten Spielzeugmacher-Manufakturen sind seit Generationen in Familienhand.

Deutschlandweit einmalig ist im Erzgebirge der „Tag des traditionellen Handwerks“. Immer am dritten Sonntag im Oktober öffnen vom Pinselmacher bis zum Holzbildhauer, vom Baumkuchenbäcker bis zum Restaurator zahlreiche Manufakturen ihre Türen.

Silberboom: Alles kommt vom Bergwerk her

Alles begann und boomte mit dem Bergbau. Unterirdische Schätze wie Silber und Zinn, Kobalt, Uran und Wismut lockten 800 Jahre lang die Menschen ins Erzgebirge, Bergstädte wie Annaberg, Marienberg und Freiberg wuchsen und blühten, zogen Künstler und Gelehrte an, das Zahlensystem der Welt wurde revolutioniert und bergbautechnische Innovationen fanden ihren Weg in die Welt. Selbst Nobelpreisträgerin Marie Curie entdeckte Polonium und Radium in einem Brocken Uranerz aus dem Erzgebirge. Als der Rausch im 17. Jahrhundert zu Ende ging, lösten neue Erwerbsmöglichkeiten den Bergbau ab: Textilherstellung, Holz- und Spielwarenherstellung, Spitzenklöppeln, Metallverarbeitung, Maschinenbau.

Doch die schwere körperliche Arbeit der Bergleute, die Abgeschiedenheit der kleinen Dörfer und die strengen Winter haben eines bewirkt: Die Erzgebirgler halten zusammen. Urlauber spüren das besonders, wenn sie in einem der kleineren Landhotels wohnen. Wie bei Familie Wemmer in Großrückerswalde, einem 3.500-Einwohner-Ort im Preßnitz-Tal, 35 Kilometer südöstlich von Chemnitz. Am Herd steht die Chefin selbst und versteht sich erstklassig auf die deftige, erzgebirgische Küche. Die Zimmer sind liebevoll und gemütlich eingerichtet und alle in der Familie helfen mit. Ein Urlaubs-Highlight wartet nur 15 Kilometer entfernt in Annaberg-Buchholz: die „Die Manufaktur der Träume“. Dieses zauberhaft gestaltete Erlebnis-Museum lässt über 1.000 kleine und große Kunstwerke aus vier Jahrhunderten verträumte Geschichten aus dem Erzgebirge erzählen.

Bergbau also ein Auslaufmodell? Jetzt nicht mehr. Die weltpolitische Lage hat die Rohstoffvorkommen im Erzgebirge wieder in den Fokus gerückt. Bei Zinnwald im Erzgebirge liegt das zweitgrößte Lithium-Vorkommen auf dem europäischen Festland. Und zwar in solcher Menge, dass damit Batterien für etwa zehn Millionen Elektro-Autos gebaut werden könnten. 2028 wäre ein realistischer Start, doch noch muss einiges geprüft und verhandelt werden.

Auch andere Forschungen gehen weiter. Ein herausragender Wissenschaftsstandort ist die 1765 gegründete Bergakademie in Freiberg. Hier wurden die Elemente Indium und Germanium entdeckt, hier absolvierte schon der rastlose Alexander Humboldt ein Studium in Rekordzeit. Er kroch in die Dunkelheit der vielen Stollen und avancierte in kürzester Zeit zum Bergassessor. Bis heute ist die Bergakademie die Heimstatt brillanter Forschungen und eine begehrte Studium-Adresse. In den Ingenieur-, Natur-, Geo-, Material-/Werkstoff- und Wirtschaftswissenschaften geht es um nichts weniger als das Neudenken der Welt: die nachhaltige Sicherung der Rohstoff- und Energieversorgung für die moderne Gesellschaft. Ein weltweites Vorbild.

Foto: TU Bergakademie Freiberg / Detlev Müller

Endloses Wanderglück

Für Urlauber bedeutet das Erzgebirge vor allem eins: pure Erholung, Ruhe und Entschleunigung. Breitenbrunn ist so ein schöner, friedlicher Urlaubsort. Die imposanten Teufelssteine und das das Hexenhäusel sind beliebte Wanderziele, das Spar mit!-Partnerhotel „Alte Schleiferei“ ein gemütliches Rückzugsrefugium. Mit zauberhaften Extras: einem feinen Wellnessbereich, Streichelzoo, zwei Bowlingbahnen und Kleinst-Brauerei, in der frisches „Kuno-Bier“ produziert wird. Brauereiführung, Bowlingabend und Bierbad – alles inklusive. Genießen Sie heimische Spezialitäten und entdecken gestärkt die Erzgebirgswelt: Dampfloks, Schaubergwerke, malerische Altstädte, Talsperren, Thermalbäder. Vielleicht noch ein Ausflug ins tschechische Karlsbad? Mit der Breitenbrunner Gästekarte haben Sie einen echten Trumpf im Ärmel. Sie gewährt zahlreiche Ermäßigungen oder sogar kostenlose Eintritte zu den touristischen Attraktionen der Region.

Höchste Stadt, höchster Berg: Oberwiesenthal ist zu jeder Jahreszeit ein Top-Urlaubsort. Geschützt zwischen Fichtelberg und dem 30 Meter höheren böhmischen Bruder Keilberg gibt’s viel Höhensonne und Aktivangebote. Wer mag, schwebt mit der ältesten Schwebebahn Deutschlands zum Gipfel des Fichtelbergs. In weniger als 4 Minuten landest du bequem und sicher auf 1.214 Höhenmetern. Bei gutem Wetter reicht die Sicht bis Leipzig oder sogar bis ins über 200 Kilometer entfernte Riesengebirge. Tipp: Bei unserem Spar mit!-Paket im Berggasthof „Neues Haus“ ist eine Berg- und Talfahrt schon inklusive. Außerdem gibt es ein nostalgisches „DDR-Gericht“ und zur Begrüßung ein Erzgebirgler Schnäpschen.

Berg rauf, Berg runter – es gibt mehr Optionen als die Füße. Für etwas Nervenkitzel sorgen Sommerrodelbahnen und Seilrutschen wie die „Fly-Line“ am Fichtelberg und die (hier erfundenen) „Monsterroller“ – ein Fahrspaß auf ultradicken Reifen. Für Mountainbiker ist das Erzgebirge eh ein Traumrevier und der „Stoneman Miriquidi MTB“ das große Ding. Die 162 Kilometer lange Strecke führt über 9 der höchsten Gipfel des sächsisch-böhmischen Erzgebirges. In Summe: 4.400 Höhenmeter. Softer für Po- und Schenkelmuskeln sind die Etappen der sogenannten „Blockline“ – eine Art Erlebnis-Radweg, super für die ganze Family. Oder mal in einer „Wanne“ zu Tal sausen? Rodeln gehört zu Altenberg wie der knackige Winter selbst. Die Rennschlitten- und Bobbahn zählt zu den anspruchsvollsten der Welt. Doch auch die Sommerrodelbahn ist ein Spaß für alle Altersklassen. Ansonsten kann es gut sein, dass jemand aus der Biathlon-Weltelite an dir vorbeispurtet. Die „Sparkassen-Arena Altenberg“ bietet mit 30 Schießbahnen und einer anspruchsvollen Roll-Skistrecke beste Voraussetzungen für das Biathlontraining der Nachwuchs- und Spitzensportler.

Foto: Tourismusverband Erzgebirge Studio2Media

Spiel und Spaß: Urlaub mit Kindern

Ferien günstig und mit viel Programm, da ist das Ahorn Hotel am Fichtelberg die richtige Adresse. Ob Fußballplatz, Beachvolleyball, Boccia, Bogenschießen, geführte Wanderungen oder Abendentertainment und Kinderspielwelt – alles ist inklusive. Hinzu kommen tägliche Aktivitäten wie Kreativkurse, Kinderkino, Schwimmhallenfete und Kinderdisco. Sobald die Welt weiß gepudert ist, geht es auf die Bretter: das Hotel liegt nur 200 Meter von der Piste entfernt, der Loipeneinstieg etwa 500 Meter. Und was für ein herrliches Skigebiet hier am Fichtelberg. Es bietet zwei Sessel- und fünf Schlepplifte, zehn präparierte Pisten, davon eine mit Flutlicht, und 100 Kilometer Langlaufloipen. Schwuppdiwupp ist man auch über die Grenze im tschechischen Skigebiet. Winterurlaub mit so guter Lage für so wenig Geld, das ist obertop. Oder wie der Erzgebirgler sagt: So schie!

Foto: TVE_Uwe Meinhold

Chemnitz 2025: Kulturhauptstadt Europas

Mit dem Motto „C the Unseen“ ist Chemnitz im Jahr 2025 Kulturhauptstadt Europas. Da muss der „Nischel“ (das monumentale Karl-Marx-Denkmal) mal neuen Glanzlichtern das Scheinwerferlicht überlassen. Zum Beispiel dem stillgelegten Braunkohlekraftwerk mit seiner prominenten Esse (leuchtet nachts in bunten Farben), das zu einer Galerie für zeitgenössische Kunst wurde. Mehr als 30 Museen der Region sind Teil des „Museumcircle“ nach einer Idee des Künstlers John Cage. Weitere Höhepunkte sind der Kunst- und Skulpturenweg „Purple Path“, der Garagen-Campus im ehemaligen Straßenbahndepot, die Bergbau-Schau „Silberglanz & Kumpeltod“ des Archäologiemuseums und zahlreiche Festivals zu Musik, Tanz und Straßenkunst. Über 150 Projekte und mehr als 1.000 Veranstaltungen – ein Jahr voller inspirierender Erlebnisse.

Noch ein Tipp zum Schluss: Falls Du zu Weihnachten im Erzgebirge bist, unbedingt an Heiligabend das Neunerlei (Neinerlaa) essen. Quasi ein Neun-Gänge-Menü, bei dem jede Speise für etwas Gutes im neuen Jahr steht: Sauerkraut für Gesundheit, Linsen für „kleines Geld“, Klöße für „großes Geld“, Bratwürstchen für Kraft usw. In diesem Sinne: „Glück auf!“

Foto: Ernesto Uhlmann

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