Komm auf die süße Seite des Schwarzwaldes!

Ramona Bizenberger ist eine der besten Konditorinnen des Schwarzwaldes. Sie hat schon Paul McCartney und die englische Queen verwöhnt. Und, jetzt kommt’s: Jeder darf ihr zuschauen. Im „Café & Schnapshäusle zum gescheiten Beck“ in Feldberg-Bärental führt sie jeden Donnerstag vor, wie ihre göttliche Schwarzwälder Kirchtorte gelingt. Nebenan sorgt Ehemann Manuel als Edelbrand-Sommelier für die wichtigste Zutat: Kirschwasser. Ein Geheimtipp mit Nachschlag.

Im größten Mittelgebirge Deutschlands, dem Schwarzwald, hat die vierte Mahlzeit drei Farben: Schwarz-Weiß-Rot. 110 Jahre wird die Schwarzwälder Kirschtorte in diesem Jahr. Doch was braucht es für die Königin der Kaffeetafel, was sind die Kniffs und Tricks der Profis? Eine großartige Vorführung bekommst du im „Café & Schnapshäusle zum gescheiten Beck“ in Feldberg-Bärental. Hier erläutert Konditorin Ramona Bizenberger jeden Donnerstag um 11.00 Uhr, wie auch Hobbybäckern die berühmteste Schwarzwälderin gelingt. Voller Humor und Anekdoten aus ihrem weitgereisten Leben.

Familienbetrieb mit TV-Erfahrung

Ramona Bizenberger hat alle betört – Stars und Sternchen, Juroren, Medien, Wanderer. 2018 gewann sie die Goldmedaille beim Schwarzwälder Kirschtorten-Festival, 2021 wurde sie in das „Buch der Erfolgreichen“ aufgenommen, das jährlich die Biografien großartiger Persönlichkeiten vorstellt. Ihr Auftritt in Tim Mälzers TV-Show „Mission Impossible“ war ein weiterer Höhepunkt, SWR und die Zeitungen berichteten. Gelernt hat die Schwarzwälderin das Konditor-Handwerk von der Pike auf: Ausbildung in Freiburg, Stationen in Stuttgart, London, im Berliner „Adlon“, am Lake District und in den USA. Sie wollte immer einen Beruf, bei dem sie reisen und die Welt kennenlernen konnte. Zurück Heute führt die Mutter dreier Kinder mit ihrem Mann die Konditorei ihrer Eltern Elisabeth und Erich fort – den „gscheiten Beck“. Die Kirschtorte wurde zu Ramonas Markenzeichen.

Mächtig, geschichtet und beschwipst

Der Vorführraum ist gleich hinterm Café. Ein großer Deckenspiegel sorgt dafür, dass alle gute Sicht auf die Backfläche haben. Wichtigster Tipp gleich vorweg: Die Sahne muss kalt aufgeschlagen werden, und nicht mit Sahnesteif oder Gelatine. Kalorienlast hin oder her – es muss schmecken und hier werden nur regionale und natürliche Inhaltsstoffe verwendet. Nicht nur die Kirschen stammen von hier, auch das Kirschwasser ist aus der Brennerei ihres Mannes gleich nebenan: 45 Prozent, holladiho. Das Hochprozentige gibt der Torte ihren unverwechselbaren Geschmack. Ramona Bizenbergers kecke Insiderregel: „250 ml Kirschwasser braucht man für eine Schwarzwälder Kirschtorte. 200 für die Torte und 50 für den Konditor“.

Es braucht definitiv ein Händchen, Übung und Leidenschaft. Aber auch hochwertige Zutaten und das richtige Zubehör. Das finale Zusammenspiel von Mürbeteig, Sahne, Sauerkirschen, Schokobiskuit, Kirschwasser, abgebundenem Kirschsaft und Schokoladenraspeln wird anschließend im Café genossen. Genüssliche Stille. Ein bisschen erinnert die Torte ja an die Bollenhuttracht: Sahne so weiß wie die Bluse, Schokostreusel schwarz wie das Kleid und die Kirschen so rot und rund wie die Bollen. Während wir schwelgen, ist viel Zeit, das hübsche Interieur des Cafés zu begutachten. Helles Holz, humorvolle Porträts der Familie im Schwarzwald-Look, zwischendurch nostalgische Requisiten wie Kännchen und Trachten-Accessoires. Und, so schön: Ramona, ihre Mutter und selbst ihr Mann kommen immer mal zum Plaudern vorbei. Ein echtes Erlebniscafé. Und Nachbacken ausdrücklich erwünscht. Das Rezept steht auf ihrer Website, außerdem können im Geschäft exklusive Backmischungen erworben werden, die perfekt abgewogen sind, gern mit dem passenden Fläschchen Kirschwasser dazu. Noch mehr Auswahl an Hochprozentigem gibt’s eine Tür weiter im Schnapshäusle.

Erichs Schnapshäusle

Ramonas Mann setzt hier die Brennerei-Leidenschaft seines Schwiegervaters fort, der 1995 als Ergänzung zur Konditorei „Erichs Schnapshäusle“ eröffnete. Manuel liebt es, neue Schnäpse und Liköre zu kreieren, seit 1995 werden diese regelmäßig prämiert und ausgezeichnet. Der Laden ist so üppig bestückt, dass ich mich kaum entscheiden kann. Gin, Wodka, Whiskey, Schnapsbrände. Mit Honig oder Pflaume, Mirabellen oder Kirschen, süßes Likörchen oder Feldberggeist? Trotz aller Verführungen, greife ich zum Kirschwasser. Back-Motivation muss sein. Wer mag, bucht noch eine Führung im Museum, dem ersten badischen Schnapsmuseum. Hier gibt‘s viele originale Utensilien aus alter Zeit (Registrierkassen, Brenngeräte), aber auch moderne Brennereianlagen und Maische-Maschinen. Der Höhepunkt ist, klaro, die Verkostung der besten Edelbrände.

Wer hat die Schwarzwälder Kirschtorte eigentlich erfunden?

Schwarzwälder Kirschtorte – der Name lässt vermuten, dass sie aus dem Schwarzwald stammt. Jein, ganz so eindeutig ist die Sache nicht. Der gängigsten Geschichte nach erfand Josef Keller aus dem schwäbischen Riedlingen das Ur-Rezept. 1915 arbeitete er im Café Ahrend (heute Café Agner) in Bad Godesberg (gehört heute zu Bonn) und kreierte in Vorbereitung seiner Meisterprüfung die erste Schwarzwälder Kirschtorte. Das Rezept war damals noch ein bisschen abgewandelt, aber der Start einer großen Legende.  Später zog Keller nach Radolfzell am Bodensee und eröffnete sein eigenes Café. Die Torte mundete den Gästen so sehr, dass sie immer weitere Kreise zog. Und heute kennt sie die ganze Welt.

Auch das schwäbische Tübingen erhebt Anspruch auf die Erfindung. Ein Tübinger Stadtarchivar brachte den Konditormeister Erwin Hildenbrand ins Spiel. Hier soll die Tortenlegende allerdings erst 1930 erfunden worden sein.

Egal, wer der erste war, heute ist die Schwarzwälder Kirschtorte eine geschützte Backware. Um mit genau diesem Namen über die Theke gehen zu dürfen, muss sie „mehrere Böden aus heller und / oder dunkler Wiener Masse oder Biskuit“ haben, „die mit Sahne- oder Buttercreme sowie Kirschen gefüllt werden“. Zudem gehören das deutlich herausschmeckbare Kirschwasser in die Sahne und Schokospäne oben drauf. Kein Muss, aber trotzdem schön: die Sahnetupfer mit Kirsche auf jedem Stück.

Wandern auf dem Bollenhut-Talwegle

Noch ein Tipp, wo du stilgerecht die Kalorien wieder abwandern könntest: auf dem Feldberg gleich nebenan (nur 6 Kilometer vom „Gscheiten Beck“ entfernt) oder auf dem Bollenhut-Talwegle ein Fahrstündle weiter. Denn aus den drei benachbarten Orten Gutach, Kirnbach und Reichenbach kommt der berühmte Hut wirklich her. Hier gehört er zur Tracht. So auffallend und hübsch, wie er ist, wurde er irgendwann als Botschafter des gesamten Schwarzwaldes einverleibt.

Los geht’s. Am Ortseingang von Kirnbach empfängt eine Installation mit lebensgroßen Kirnbacher Trachtenträgern und Trachtenträgerinnen. Das Werk des Designers und Künstlers Jochen Scherzinger, Gründer von Artwood Black Forest, ist ein cooler Hingucker. Dann geht es überwiegend am sanft plätschernden Kirnbach entlang durchs ganze Kirnbachtal. Zu entdecken gibt es allerhand. Hübsche Tafeln über die Bollenhut Tracht und das Kirnbachtal, Holzskulpturen des Kettensägekünstlers Simon Echle und drollige Foto-Stationen. Kinder können mit Traudel, dem kleinen Trachtenmädchen, fast vergessene Dialektwörter suchen.

Wem das 3,5 Kilometer lange Bollenhut-Talwegle zu kurz sein sollte, kein Problem: Du kannst die Strecke beliebig verlängern. Zum Beispiel mit dem Bollenhut-Winterberg-Weg (11 Kilometer) oder den Bollenhut-Sommerberg-Weg (12,7 Kilometer). Beide locken mit herrlichen Ausblicken. Ob Teufelsküchenweg, Schleife Sommerecke oder Schleife Grubhof – mehr Höhenmeter, mehr Aussicht. Und endlich wieder Platz für die nächste Köstlichkeit aus dem Schwarzwald.

Adresse „Zum Gescheiten Beck“
Bahnhofstraße 3, 79868 Feldberg-Bärental

Öffnungszeiten
Di – Fr: 12.00 – 18.00 Uhr
Do: 11.00 – 18.00Uhr
Sa – So: 10.00 – 18.00 Uhr
Montag Ruhetag

Vorführung Schwarzwälder Kirschtorte
Jeden Donnerstag 11.00 Uhr, im Anschluss eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen
12,- Euro p. P. (nur mit vorheriger Anmeldung)

Führung Schnapsmuseum mit Verkostung
Jeden Samstag 11.00 Uhr, mit anschließender Schnapsprobe
12,- Euro p. P. (nur mit vorheriger Anmeldung)

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