Ein knackiger Dreitausender, Schlutzkrapfen und Marillenknödel, am Abend ein Glas Vernatsch – so fangen Urlaubslieben an. Südtirol betört alle. Zu einem fantastischen Urlaubsziel gehört immer auch ein fantastisches Hotel. Wann immer mich irgendjemand fragt, meine Antwort ist: „Emma“. Dieses Jahr besuchten wir sie wieder. Und fanden noch einen weiteren wunderschönen Ort zum Glücklichsein. Zwei Herzensempfehlungen.
Bella Vista Hotel Emma***Sup, St. Vigil
„Bella Vista“ steht im Namen, ich erhöhe auf Tutto Grandissimo. Die Hanglage oberhalb der Ortschaft St. Vigil bedeutet gleich zwei Segen: Ruhe und Panoramablick. Ich liebe diese Anfahrt, kann jede Kurve im Schlaf. Einparken (genügend Stellplätze direkt vor dem Hotel) und dann hinein in die strahlende, weitläufige Lobby mit den gemütlichen Nischen, Designermöbeln und dem Kaminfeuer. Die Pforte zu einer der schönsten Wochen des Jahres. Familie Pitscheider hat hier ein Refugium der Spitzenklasse geschaffen und führt es voller Wärme. Im August 2024 waren wir hier zum zweiten Mal restlos glücklich.
Zimmer
Überall im Haus regiert die Zirbe, die Königin der Alpen. Ihr helles Holz und andere Naturmaterialien sorgen im Zimmer für Rundum-Behaglichkeit. Im Bad lässt uns der Duschshampoo-Spender täglich nach frischem Wald und Kräutern duften. Und dann dieser unfassbar weiche Bettwäschestoff – so was Herrliches gibt’s sonst nur bei Oma. Den Balkon nutzten wir eher praktisch: um kleine Wäschestücke zu trocknen und die Wanderschuhe auslüften. Einen Extraknutsch bekommt das Housekeeping. Jeden Tag sah es wieder picobello, frisch und wie zur Erstbewohnung aus. Lediglich meine Versuche der Handtuch-Mehrbenutzung (ich hängte sie so adrett wie nur möglich über die Stange, bereit für weitere Einsätze), schlugen fehl. Dieser Code ging scheinbar gänzlich gegen das Pflichtgefühl der Zimmerfeen. Trotzdem, grazie mille!
Kulinarik
Spektakulär! Es fängt beim Frühstück an. Eine herrliche Auswahl und unfassbar appetitlich angerichtet. Rührei oder Omelett? Warme Speisen werden mit Wunschzutaten frisch aus der Küche zum Platz gebracht. Zu unseren Highlights zählten die kleinen, superknusprigen Croissants, der frische Karotten-Ingwersaft und die köstlichen Marmeladen. Das schönste Ritual am Frühstückstisch war der Blick ins „Guten Morgen“-Blatt. Darin wartete immer die Menü -Auswahl für den Abend. Mamma mia, diese Vorfreude allein beim Ankreuzen der Favoriten. Alles, wirklich alles, ob Griesnocken römischer Art, Taglioni mit Zitronencreme, Spanferkel in Fenchelsauce oder Mascarpone-Kugel mit flüssigem Kakao-Herz und Kaffee-Eis, war ein Gedicht. Und so kreativ arrangiert, dass jeder Teller ein kleiner Laufsteg war. Vor allem der Nachtisch. Die hauseigene Patisserie ist der Gourmet-Olymp. Mein einziges Problem bestand in der Koordination der eigenen Fassungsmöglichkeit. Denn auch jeden Nachmittag wartet in der „Emma“ ein fantastisches Kuchen- und Snackbuffet. Nur ein Stück, heute mal nur ein Stück. Nein, bevor ich hier auch nur einen der Strudel-Köstlinge stehen lasse, wandere ich lieber noch mal auf einen Dreitausender.
Wellness-Wonnen
Außer Badesachen braucht ihr nichts mitzunehmen. Eine Wellnesstasche mit Kuschelbademantel, Handtüchern und Badeschlappen steht im Zimmer bereit. Noch mehr weiche Handtücher stapeln sich im Saunabereich. Drei Varianten (finnisch, Bio-Kräuter und Dampfbad) stehen zur Wahl, in perfekter Größe, gemütlich und elegant. Dazu gibt’s ein zauberhaft angerichtetes Sauna-Büffet mit Tee, Wasser, frischen Früchten und Trockenobst. Drinnen oder draußen ausstrecken? Man möchte sich multiplizieren und überall gleichzeitig liegen – im Ruhegarten, Panoramaraum und auf den Wasserbetten im urig alpin dekorierten Entspannungsraum.
Der beheizte Indoor-Panoramapool mit seinen großen Glasfronten war meist unser kleiner Kick-Start in den Tag. Nur zu den Massagen, Beauty- und Wellness-Anwendungen kamen wir nie, die Tage gehörten den Dolomiten. Aber frische Bergluft zaubert ja eh den schönsten Teint ins Gesicht.
St. Vigil und Umgebung
St. Vigil bietet irre viele Möglichkeiten, das Weltkulturerbe-Gebirge zu durchstreifen. Das Bergdorf liegt auf idealen 1.200 Metern Höhe (auch im Hochsommer nicht zu heiß), direkt zu Füßen der Dolomitenregion Kronplatz. Vom Hotel schlängelt sich ein Weg ins Ortszentrum, in entspannten 15 Minuten ist man unten. Wir schlenderten oft hinab, besuchten die freundliche Tourist-Info, die kleinen Lädchen, Sportlergeschäfte und den Euro-Spar für das Wander-Proviant.
Mega waren die Tages-Wanderungen im drittgrößten Naturpark Südtirols Fanes-Sennes-Prags, auf den Monte Muro und Piz da Peres. Wer nicht gern allein loszieht, ist in der „Emma“ im richtigen Hotel. Denn da ist Walter. Er führt Hotelgäste kostenlos in kleinen Gruppen zu den schönsten Plätzen, ein Outdoor-Typ, wie er im Buche steht, entspannt, athletisch, ein Ass in Sachen Kräuter- und Südtiroler Bergwelt. Und so sympathisch, dass es eigentlich egal ist, wohin es geht. Fotos der Touren stellt er anschließend am Lobby-PC zum Runterladen zur Verfügung. Er schafft, was mir nie gelang: die scheuen Murmeltiere ganz nah vor die Linse zu bekommen. Südtiroler eben.
Hotel Teutschhaus***Sup, Kurtinig
Unsere zweite Südtirol-Station 2024 war das „Hotel Teutschhaus“. Ein Hotel mit eigenem Obst- und Weinanbau, großem Außenpool, familiengeführt. Das klang schon mal toll. Und es wurde noch viel, viel besser. 6 Augusttage inmitten des sonnigen Unterlands von Südtirol bedeutete Wein-Apfel-Genuss in superspektakulär. Kurtinig liegt direkt an der Südtiroler Weinstraße auf nur knapp über 200 Metern Höhe, etwa 30 Kilometer südlich von Bozen. Hier ist man umringt von prallsten Reben und üppigen Obstgärten. Das Hotel liegt zentral im ruhigen, urigen Dorfkern mit historischer Kirche. Praktisch: Auch ein „Konsum“ ist nur ein paar Schritte entfernt. In dem kleinen, unglaublich netten Supermarkt huschten wir immer mal für kleinen Marschverpflegungs-Einkäufe rein.
So viel Herzlichkeit
Wir wurden unglaublich warmherzig empfangen. „Sie wohnen im ‚Sportlerhaus‘“, erklärt die freundliche Rezeptionistin und lacht: „So nennen wir das Gebäude ohne Fahrstuhl. Aber Sie sehen ja topfit aus.“ Und wir liebten es, da oben in der weitläufigen Suite mit zwei Balkonen, die wir als Upgrade bekamen. So viel Platz, so gemütlich eingerichtet, mit historischen Familienfotos auf Leinwand, alles top. Und obwohl wir in der heißesten August-Zeit da waren, wurde es tagsüber durch die Jalousie-Abdunkelung nie zu warm oder stickig.
Das Hotel mit seinen vier Gebäuden wird bereits in 4. Generation geführt. Gastgeber Walter Teutsch, seine Frau und Sohn sind fast immer präsent, schauen und helfen, servieren, erklären und führen charmant durch die Obst- und Weinplantagen. Denn neben dem Hotel betreibt Familie Teutsch nachhaltigen Weinanbau. Jeden Dienstagvormittag führt der Chef persönlich durch das 4 Hektar große Obst- und Weingut mit einem Schaugarten alter Apfelsorten, informiert über Anbaumethoden, Sorten und versteckte Biotope. Abgerundet wird die Führung durch eine Apfel- und Apfelsaftverkostung. Obwohl ich als Allergiker mit Äpfeln immer trouble habe – hier passierte nichts. Kein Kratzen im Hals. Un miracolo.
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Kulinarik
Abendessen im Freien – das war das Schönste. Die sommerlauen Abende unter der weinberankten Pergola im großen Biergarten, das reichhaltige Büffet mit Südtiroler und mediterranen Spezialitäten, es rundete jeden Tag wohltuend ab. Die jungen Kellner*innen waren so flink, jeder abgeschlemmte Teller verschwand verblüffend schnell vom Tisch.
Zum Frühstück geht man ins Haupthaus, die Gäste verteilten sich angenehm auf mehrere gemütliche Landstuben. Der Kaffee kam in kleinen Kannen (hurra, nicht dauernd nachbestellen), die Milch dazu wurde angewärmt in Minikännchen gebracht. Hundert Punkte! Die Auswahl versorgte deutsche wie italienische Vorlieben mit allem, was ein guter Start in den Tag braucht. Und keine Frage: Lokale Produkte oder selbst gemachter Apfelsaft sind Ehrensache. Perfetto!
Wellness und Sport
Der Außenpool ist DAS Highlight am Teutschhaus. Herrlich groß, man kann richtig Schwimmen. Drum herum dösen die meisten Gäste völlig entspannt auf der Liegewiese. Noch mehr schwitzen geht auch. Die finnische Sauna und das Türkische Dampfbad können mit Voranmeldung in der Zeit von 14.00 bis 19.30 Uhr genutzt werden, auch Massagen werden angeboten. Doch angesichts der Temperaturen um die 30 Grad war uns nicht danach. Klassische Wellness spielt hier ohnehin die Nebenrolle. Bewegen ist Trumpf.
Kurtinig an der Weinstraße
Kurtinig ist in Sachen Weißweinanbau Südtirols Nummer Eins. Die drei großen Weingüter des Ortes heißen Castelfeder, Martin Teutsch und Peter Zemmer. Das Leben mit dem Wein durchtrinkt alle Gassen, überall bezaubern umrankte Bogenfenster, Erker und alte Mauern, alte Gehöfte, Wein- und Obstgärten. Das begnadete Klima lässt sogar Granatäpfel, Oliven und Oleander wachsen. Als wir ankamen, standen die Weinreben grad kurz vor der Ernte und die hier typisch schmalen, weinbergswendigen Traktoren huschten emsig durch die Anlagen. Bekannt ist Kurtinig auch für seine sogenannte „Hausrebe“: Seit jeher ist es Brauch, vor allem bei der Geburt des 1. Kindes oder bei Hofübergabe, eine Rebe vor dem Eingang des Hauses zu setzen, die dann an der Hausfassade emporrankt.
Ausflugsziele gibt es ohne Ende: die Bletterbachschlucht in Aldein, Almenwanderungen am Mendelpass, eine Rundwanderung zum Burgendreieck in Eppan (mit dem mittelalterlichen Bogenschießparcours auf Schloss Hocheppan), ein Besuch beim „Ötzi“ in Bozen oder im Bienenmuseum am Ritten mit seiner nostalgischen Schmalspurbahn. Auch der Etschtal-Radweg führt nur 500 Meter vom Hotel vorbei und eignet sich mit seinem leichten Profil auch für gemütliche Touren mit Kindern.
Bozen, Brixen, Meran und Co. – kein Urlaub ohne einen kleinen Sightseeing-Shopping-Ausflug. Bozen liegt etwa 85 Kilometer von St. Vigil entfernt und verzückt mit historischen Lauben und Arkaden, Ötzi-Museum, Burg Sigmundskron und Schloss Runkelstein. Im prächtigen Meran flanierte und badete schon Sisi, es ist nach Bozen die zweitgrößte Stadt Südtirols. Schloss Trauttmansdorff war einst begehrte Unterkunft für Adelige und Betuchte. Heute ist hier das Touriseum untergebracht, ein interaktives Museum, das charmant durch 200 Jahre Tiroler Tourismusgeschichte führt.
Was mich im „Teutschhaus“ besonders beeindruckte: Der unkomplizierte Mix einer höchst unterschiedlichen Gästeklientel. Familien, Sportradler, Biker, Trainingsgruppen, Seniorenbusse, Paare, das Miteinander funktioniert hier verblüffend entspannt. Es ist so viel Platz in und um die verschiedenen Gästehäuser, dass man sich selbst bei höchster Auslastung nie gestört fühlt. Großartig auch die praktische Hotel-App mit allen Infos, Ausflugstipps, Speisekarte des Tages, schneller Buchungsmöglichkeit für Wein- oder andere Touren sowie Team-Vorstellung. Ich bin wirklich kein Techniknarr, aber diese war so hilfreich und machte so viel Freude – eine super Alternative zur herkömmlichen Hotelmappe und vor allem auch von unterwegs schnell abrufbar.
Dazu die liebevolle Gastfreundschaft, das gepflegte Ambiente und die kleinen Boni für jede Zielgruppe: kostenlose Parkmöglichkeiten für PKW und Motorräder, ein kleines Weinkontor für Mitbringsel, Fahrradausleihe samt Helm, Kinderspielplatz und Sportmöglichkeiten wie Fußball, Bocciabahn, Volleyball, Tischfußball und Tischtennis. Auch wird den ganzen Tag lang draußen wie drinnen bewirtet. Una raccomandazione!