Hach Wien, du bist ein Bad in Prunk und Pracht, in Schmäh und Strudel, in schwarzem Humor und heiterer Muse. Alles beim Alten, nur noch schöner. Deine Würstelstände und Kaffeehäuser sind UNESCO Kulturerbe, deine Lebensqualität legendär. Selbst, wenn mal „ois oasch“ ist, ein Spritzer fängt’s auf. Zur Not besucht man Herrn Freud in der Berggasse 19. Das erste Mal in Wien? Hier kommen Tipps für alle Kulturbegeisterten, Zuckergoscherl und Liebhaber der Gemütlichkeit.
Womit anfangen in Wien? Am besten mit dem Flanieren.
„Du bist keine Stadt, eigentlich bist du ein Museum“ (Wiener Blond, „Der letzte Kaiser“)
Im 1. Bezirk, dem Herz der Stadt, glänzt fast jedes Eckerl. Habsburgern sei Dank, denn sie wussten wie die Herrgöttchen zu Regieren und Repräsentieren. Maria Theresia ließ Schloss Schönbrunn ausbauen, Kaiser Franz Joseph die Ringstraße mit ihren Palais anlegen. Genau hier, am „Ring“, kommt man an den monumentalen Wahrzeichen vorbei, an Staatsoper und Hofburg, Rathaus und Parlament. Der fünf Kilometer lange Prachtboulevard folgt dem Verlauf der alten Stadtfestung und ist der perfekte Sightseeing-Einstieg. Falls Du grad am Heldenplatz bist: Einen schöneren Ort für Bücher als den Prunksaal der Nationalbibliothek kann man sich kaum vorstellen.
Die fußschonende Option wäre, mit der Bim zu fahren. Die Straßenbahn-Linien 1, 2 und D verbinden alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten am Ring und darüber hinaus. Ist schon von außen alles opulent, wird’s drinnen noch beeindruckender. Das Naturhistorische Museum stellt neben der größten Meteoritensammlung der Welt auch den archäologischen Sensations-Fund des 20. Jahrhunderts aus: die 29.500 Jahre alte „Venus von Willendorf“. Winzige 11 Zentimeter, aber berühmt wie Maria Theresia (und ebenso beleibt). Im Kunsthistorischen Museum ist die größte Bruegel-Sammlung der Welt zu sehen. Darunter das epochale Gemälde „Turmbau zu Babel“ – Größenwahn als Meisterwerk.
Spektakuläre Kunst
Heute zu Klimt, morgen zu Warhol – Wien ist Kunst, Kunst, Kunst. Das coolste Areal liegt im 7. Bezirk – das MuseumsQuartier (MQ). Als größter Kulturkomplex der Welt mit etwa 60 kulturellen Einrichtungen, Restaurants, Cafés und Shops ist es DAS Ding. Für die Wiener längst ein Freiluft-Wohnzimmer, familienfreundlich und immer was los. Ein Knüller sind die Hofmöbel, bekannt als die Enzis und Enzos. Sie leuchten in knalligen Farben, man kann drauf liegen und sitzen, oben oder unten. Wer mehr erfahren mag, nimmt an einer Areal- oder Architekturführung teil, jeden Samstag um 14 Uhr auf Deutsch.
Die Publikumslieblinge im MQ sind das Leopold Museum mit der weltweit größten Egon Schiele-Sammlung und das mumok – Museum moderner Kunst mit Glanzstücken des 20. und 21. Jahrhunderts, darunter Andy Warhol, Pablo Picasso, Yoko Ono und Gerhard Richter.
Wer experimentelle Gegenwartskunst mag, geht in die Kunsthalle. Oder Dürer? Sein Hase und die ikonischen betenden Hände hängen in der phänomenalen Albertina, Klimts Kuss im Schloss Belvedere.
Karten zum Sparen
Falls Du beim ersten Besuch erstmal einen Überblick brauchst: Im Hop-on-Hop-off-Bus kannst Du entspannt die Prachtkulisse an dir vorbeiziehen lassen. Die Audiokommentare informieren kurz und knackig. Bei mehreren Tagen Aufenthalt lohnt sich die Investition in den Vienna Pass (gilt für 1, 2, 3 oder 6 aufeinanderfolgende Tage). Damit erhält man freien Zutritt zu bis zu 90 Museen und kann auch die Hop-on-Hop-off-Busse gratis nutzen (6 Routen, 47 Haltestellen), jedoch nicht den Öffentlichen Nahverkehr.
Für freie Fahrt mit allen Öffis, wie U-Bahn, Straßenbahn und Bus, empfiehlt sich die Vienna City Card für 24, 48 oder 72 Stunden. Sie beinhaltet außerdem ermäßigte Eintritte in Museen, Sehenswürdigkeiten, Theatern und Konzerten, sowie bzw. Preisnachlässe beim Einkaufen, in Cafés, Restaurants und beim Heurigen.
Alles schee longsom!
Wie heißt es so schön in Billy Joels epischem „Vienna“-Song: „Slow down, you crazy child. Take the phone off the hook. And disappear for a while.“ Der Wiener würde sagen: Nur net hudln. Einfach treiben lassen, schlendern, verweilen, beobachten. Dann entdeckt man so einiges: urige Beisln (typische Wiener Esslokale), gleichgeschlechtliche Ampelpärchen (seit dem ESC 2015), zauberhafte Straßennamen wie „Habe-die-Ehre-Gasse“, skurrile Graffiti voller Alltagspoesie, Durchgangshäuser und romantische Pawlatschenhöfe. Gerade diese versteckten Schlupfwinkel und grünen Innenhöfe sind wie ein Paralleluniversum. Wer sich dafür begeistert, findet im Netz großartige Stadtführungen wie die Tour „Hidden Vienna: Ein Spaziergang durch versteckte Gassln voller Geschichte und Gschichtln“ des brasilianischen Geschwisterpaars Vienna Rebels. Auch ein Geheimtipp: die „Vienna Ugly Tour“. Hier führt der gebürtige Brite Eugene Quinn humorvoll zu 19 Architektursünden Wiens. Das ist so wunderbar an der Stadt: Wien ist durch und durch multikulti.
Falls der Flüssigkeitshaushalt vom vielen Laufen prekär wird: Wiens Trinkbrunnen sind die Rettung. Kostenlos reinstes, frisches Quellwasser direkt aus den Bergen. Bei rund 900 Brunnen liegt immer einer auf dem Weg.
Signature-Torten und Welterbe: Kaffeehäuser
Manchmal muss es aber eine Melange sein. Womit wir bei der liebsten Beschäftigung der Wiener sind: dem Kaffeehausbesuch. Stundenlang bei einer Tasse sitzen, Zeitung lesen und etwas Süßes – das ist der perfekte Wien-Dreiklang. „Kaffeehäuser sind ein Ort, in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht“, lautete die wunderbare Begründung der UNESCO, als sie die Wiener Kaffeehauskultur 2011 als immaterielles Weltkulturerbe adelte.
Warum die halbe Touristenheit ins Café Sacher stürmt und dort Schlange steht, ist mir ein Rätsel. Es gibt so viele lauschige Alternativen. Schauspielerin Adele Neuhauser trifft man gern mal im Café Korb oder im Kleinen Café. Kabarettist Josef Hader empfiehlt die Legende Café Bräunerhof mit seinen „verlässlich unfreundlichen Obern“. Viele suchen hier den Geist des großen Thomas Bernhard, der bis knapp vor seinem Tod täglich Gast im Bräunerhof war. Die gigantische Auswahl an internationaler Tagespresse ist bis heute ein USP. Morgens hört man nur das Zeitungsrascheln, Handyklingeln ist verpönt. Musikalische Kostprobe hier.
„Jeder Sitzplatz erzählt hier eine Geschichte, zumindest hat mit Sicherheit schon einmal ein berühmter Hintern dort gesessen.“ (Autor Christopher Wurmdobler über das Café Bräuninger)
Wien steht auch in Sachen hippe Cafékultur Berlin in nichts nach. Für Vintage-Wohnzimmeratmosphäre ist das „phil“ unweit des Wiener Naschmarkts eine heiße Adresse. Es ist Café, Shop und Buchhandlung in einem. Buch aus dem Regal nehmen, in die gemütlichen Retro-Möbel hauen und schmökern. Ebenso cool: Die gesamte Inneneinrichtung ist verkäuflich. Wer ein Möbelstück, Deko, Bücher oder Platten haben will, einfach nachfragen. Lediglich Laptops sind am Tisch verboten, lieber mal wieder lesen!
Den besten Kuchen gibt’s natürlich bei der Oma. Das ist in Wien nicht anders. Im Café Vollpension (https://www.vollpension.wien/) backen Omis und Opis die gigagöttlichsten Kuchen zwischen Wien und Tokio. Und verkaufen diese selbst mit goldigstem Charme. Gegründet wurde die Vollpension einst als Projekt gegen Altersarmut und Einsamkeit. Gleich das erste Lokal in der Schleifmühlgasse wurde zum Renner, sodass ein zweites Café in der MUK (Musik- und Kunstuniversität ) dazukam. Design-Herz, hier gehst du steil: So süß, die retrofuturistische Oma-Backstube, der größte Setzkasten Wiens, der Salon mit beheizbarem Neonkamin und der gläserner Kuchenflügel. Man kann auch Backkurse mit den Omas buchen, ihre köstlichen Newsletter mit Rezepten abonnieren oder das exklusive Buchtelmobil bestellen.
Ob man am Ende im Hawelka, Schopenhauer, Jelinek oder Sperl landet, ob bei Mokka, Kleinem Braunen oder Verlängertem, das Schöne überall ist: Die Zeit darf ein bisserl stille stehn.
- Im Wiener Kaffeehaus bestellt man auf keinen Fall einen „normalen Kaffee“. Auch keinen Latte Macchiato. Hier genießt man Melange, Kapuziner oder Kaffee verkehrt.
- Achtung, Aussprache: „Kaffee“ wird in Österreich auf der letzten Silbe, dem e, betont – nicht auf dem a. Kann sonst zu Verstimmungen beim Ober kommen.
- Ein Verlängerter ist ein verdünnter Espresso, sozusagen ein „Espresso light“ – er wird nochmals mit heißem Wasser verlängert/gestreckt, ohne den guten Geschmack des Espressos zu schmälern. Das Wasser wird meist in einem separaten Kännchen zum Espresso serviert.
- Eine Melange ist ein verlängerter Espresso mit warmer Milch und Milchschaum. Sieht erstmal aus wie ein Cappuccino. Der feine Unterschied: Die Melange wird aus milderem Kaffee zubereitet und kommt mit einer kleineren Haube Milchschaum als beim Cappuccino.
- Ein Kleiner Schwarzer ist ein Espresso. Mit Kleiner Brauner ist Espresso mit Milch gemeint. Ein Einspänner ist Mokka im Glas serviert, mit Schlagobers.
- Ein Verkehrter bedeutet ein Drittel Espresso, zwei Drittel Milch. Quasi eine Latte.
- Unfreundlicher Ober? Sollte dich der Wiener Charme eiskalt treffen – nicht persönlich nehmen. Gehört dazu.
- Im Kaffeehaus kann man auch herzhaft essen. Statt Apfelstrudel oder Powidl-Liwanzen einfach mal den Tafelspitz probieren.
Wien-Soundtrack
Es ist erstaunlich, wie viele Songs über die Hauptstadt Österreichs geschrieben wurden – mehr als 3.000. Familie Strauß machte Wien mit unzähligen Melodien wie dem „Donauwalzer“ unsterblich. Komplett am anderen Ende der Süßlich-Skala: Georg Kreisler und Helmut Qualtinger. Ihre bissig-satirischen Lieder haben eine ganz andere Wucht. Meistgespielt im Radio dürften Falco’s „Vienna Calling“, Ultravox‘ „Vienna“ und Billy Joels ergreifendes „Vienna“ sein. Mein absoluter Liebling: Wiener Blond.
Ja, Wien gibt‘s nicht ohne Musik. Geht bereits im Flieger der Austrian Airlines los. Wo auch immer auf der Welt Passagiere an Bord gehen, sie werden mit Klängen des österreichischen Walzerkönigs Johann Strauss Jr. und anderen heimischen Komponisten begrüßt. Auch die drei Giganten der Wiener Klassik – Mozart, Haydn, Beethoven – sind nicht nur im Konzertprogramm Wiens allgegenwärtig,. Die Herren Komponisten grüßen vom Denkmal-Sockel, in Museen, im Souvenirshop, als Torte … Mozart-Fans können das Mozarthaus Vienna (Erlebniswelt in der einzig original erhaltenen Wohnung) und den Mythos Mozart (Multimedia-Experience) besuchen. Der Notenschlüssel aus Blumen an der Mozart-Statue im Burggarten ist definitiv ein Insta-Hotspot.
Noch mehr verehrt wird nur Johann Hölzel – besser bekannt als Falco. Sein Grab ist ein wahrer Pilgerort auf dem Zentralfriedhof. Wir verbrachten noch einen herrlichen Abend im „Falco’s“-Restaurant. So viel zu gucken: Fotos, Goldene Schallplatten, Kostüme, Musikvideos … Der Kellner war das nächste Highlight. Zum guten Essen gab’s Wien-Insidertipps, ein bisschen Privates und viele Falco-Geschichten. So erfuhr ich (aus einer Erzgebirgs-Familie stammend) zum ersten Mal, dass Falco sich seinen Künstlernamen aus Bewunderung für einem erzgebirgischen Skispringer zulegte: Falko Weißpflog. Begegnet sind sich die beiden leider nie, aber der Sportler-Falco war natürlich auch schon mal hier.
„Er war ein Punker, und er lebte in der großen Stadt.“ (Falco über das Komponisten-Genie Wolfgang Amadeus Mozart in seiner weltweiten Nr. 1-Single „Rock me Amadeus“ aus dem Jahre 1985).
Verliebt in Sisi
Kein Wien ohne Sisi. Eigentlich ist die ganze Stadt eine große Sisi-Gedenkstätte. Dass ihr Denkmal ausgerechnet im Volksgarten steht, zeigt, wie sehr sie vom Volk verehrt und geliebt wurde. Das meiste über die „Kaiserin wider Willen“ erfährt man im Sisi Museum in der Hofburg. Schönheitsrezepte, sportliche Höchstleistungen, schwärmerische Poesie – über 300 Objekte und persönliche Habseligkeiten sind hier zu sehen. Zur letzten Ruhestätte Sisis geht es in die Kapuzinergruft, hier liegt sie nebst Mann und Sohn Kronprinz Rudolf. Auffällig sind die Blumen und Kränze an ihrem Sarg. Die Herzen und Innereien aller Habsburger befinden sich allerdings woanders. Die Eingeweide sind in der Krypta des Stephansdoms, die Herzen in der „Herzlgruft“ der Augustinerkirche zu finden. Dieser Bestattungs-Dreiklang war Teil des „spanischen Hofzeremoniells“.
Der helle Wahnsinn: Schloss Schönbrunn, kaisergelber Sommersitz der Habsburger mit weiten Parkalleen, barockem Garten, der tempelartigen Gloriette, Palmenhaus und ältestem Zoo der Welt. Das Schloss bietet mehrere Touren, wir entschieden uns für die Imperial Tour durch 22 Räume mit Audio Guide (ca. 45 Minuten). Normalerweise bin ich recht prunkresistent, aber hier gehen einem wirklich die Augen über. Bombastische Privatgemächer und Säle, dazu höchst kurzweilige Geschichten – alle Daumen hoch. Das nächste Mal dann das Upgrade, die Grand Tour durch 40 Räume in ca. 60 Minuten.
Torten-Contest
Sisi mit ihrem Schlankheitswahn sündigte selten. Wenn doch, dann liebte sie das lilafarbene Veilcheneis und die kandierten Veilchen der k.u.k. Hofzuckerbäckerei Demel am Kohlmarkt. Diese Köstlichkeit gibt es bis heute. Wer noch ein Stück originale Sachertorte dazu mag, hat die Wahl. Denn der Erfinder der berühmten Sachertorte, Eduard Sacher, machte zwar seine Ausbildung im Demel, eröffnete dann aber sein eigenes Lokal. Was zum jahrelangen Rechtsstreit zwischen Sacher und Demel führte, jeder wollte natürlich seine Torte als “original” bezeichnen. Zu guter Letzt einigte man sich außergerichtlich. Im Sacher heißt sie „Original-Sacher-Torte“, in der Hofzuckerbäckerei Demel „Eduard Sacher-Torte“. Wobei die Demel’sche Version auf die mittlere Marmeladenschicht verzichtet. Es gibt in der Stadt aber auch beeindruckende Alternativen: Imperial Torte, Esterházytorte, Malakoff-Schokoladen-Torte, Punschtorte, Topfentorte … 40.000 Kalorien in 3,5 Tagen, kein Problem. Und jede ist es wert.
Schnitzel-Schlaraffenland
Die Wiener Küche hat aber noch einen Star: das Schnitzel. Diese Panade verdient eine eigene Liebeserklärung. Knusprig und gleichzeitig so luftig wie ein Kissen. Zwar darf als echtes Wiener Schnitzel nur das Kalbsfleisch-Schnitzel bezeichnet werden, doch auch vom Schwein gibt’s hervorragende Exemplare. Damit es nicht letschert (weich, sappschig) wird, durchläuft das Wiener Schnitzel einen eigenen Panierparcours. Beliebte Beilage: Erdäpfel- und Vogerlsalat (Kartoffel- und Feldsalat). Wir schlugen mehrmals zu und es war überall zum Niederknien.
Hervorragende Schnitzel esst ihr u. a. im urigen Café Anzengruber, im Restaurant Ofenloch und natürlich beim Schnitzelkönig schlechthin: dem legendären Figlmüller. Hier bekommt das Leibgericht mit 30 Zentimetern Durchmesser den ganz großen Auftritt und ragt noch über den Tellerrand hinaus. Wie behend die Zubereitung von statten geht, kann man im Meissl & Schadn beobachten. Die offene Küche ist selbst für Straßenpassanten durch die große Scheibe einsehbar. Ein Schauspiel!
Der Tod, das muss ein Wiener sein …
… heißt es im Wienerlied von Georg Kreisler. Ja, die Vorliebe der Wiener für Morbides, ihr Zugang zum Ableben, er ist besonders. Von „okratzn“ über „krepiern“ und „er hat die Patschn gestreckt“ gibt es Unmengen an Metaphern und Synonyme fürs Sterben. Die sprichwörtliche Lust an der „schönen Leich’“ rührt von der Vorliebe für pompöse Begräbnisse. Früher vermietete man bei diesen opulenten Leichenparaden gern mal sein Fenster als Logenplatz. Wer die prominenten Ehrengräber von Mozart, Beethoven, Falco oder Udo Jürgens sehen will, besucht den größten Friedhof Europas, den Zentralfriedhof. Der ist so riesig, dass sogar Fiaker-Rundfahrten angeboten werden. Und weil man mit der Straßenbahnlinie 71 hingelangt, hat der Wiener eine weitere Metapher fürs Sterben im Repertoire: „den 71er nehmen“.
Weil die Bestatter-Branche des Landes so einzigartig an Wissen und Fertigkeit ist, wurde sie 2023 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe erklärt. Damit gehören sie in die illustre Runde mit Zuckerbäckern, Lipizzaner-Züchtern und alpinen Berg- und Skiführern, die ebenfalls UNESCO-ausgezeichneten Wissensträger sind.
Zum Schluss noch ein Lieblings-Tipp: das Wiener Bestattungsmuseum direkt am Zentralfriedhof. „Der Tod ist unvermeidlich – also feiern wir ihn“, heißt die leiwande Philosophie. Man erhält einen tiefen Einblick ins Wiener Bestattungswesen, die Kulturgeschichte des letzten Abschieds sowie Eigenheiten des „Wiener Totenkults“. Zweimal pro Jahr gibt es sogar Probeliegen im Sarg – die Nachfrage ist gewaltig. Ebenfalls begehrt sind die Merchandise-Artikel des Museumsshops: Eiskratzer mit der Aufschrift „Bestattungen Wien – Mit uns kratzen Sie besser ab“, Luftmatratzen in Sarg-Form, Sportbeutel mit „Ich turne bis zur Urne“, Kofferanhänger „Reise vor dem Sterben, sonst reisen deine Erben“ oder die Sonnenmilch „Für die echte Leichenblässe“. Ein keckes Mitbringsel für passionierte Raucher wäre auch das Zigarettenetui „Rauchen sichert Arbeitsplätze“.
Hach Wien, es gibt noch so viel mehr über dich zu erzählen. Über die herrlichen Parks und Bälle, den Prater und Naschmarkt, Grätzlcharme und Weinseligkeit beim Heurigen. Und über die berühmteste Wienerin – die Donau. Einst steht jedenfalls fest: Du bist nicht nur die lebenswerteste Stadt, sondern auch das beste Tortenstück aller Städtereisen. Wir kommen immer wieder. Bussi und Baba!